Spielbericht Kangoos Herren vs. Echterdingen
Wie ab jetzt fast jedes Wochenende, war auch am vergangenen Sonntag wieder Spieltag für die Kangoos, diesmal ging es gegen den TV Echterdingen. Die bittere Niederlage vom Vorwochenende steckte noch in den Knochen, dort hatte man unnötig – zuhause – gegen einen eigentlich schwächeren Gegner verloren. Im ersten Spiel gab es nahezu Top-Besetzung, allerdings fehlte Spielercoach Markus Freitag. Das hatte man vor einer Woche auf dem Feld und vor allem an der Seitenlinie gemerkt.
Wie letztes Jahr also wieder ein Fehlstart für die Kangoos. Was solls, aufstehen, Mund abputzen, weiter machen. Allerdings war man dieses Mal von einer Top-Besetzung weit entfernt, es fehlten mit dem (neuen und athletischen) Tobias Maier, Center (und Team-Seele) Knut Ettling, Pferdelunge Fabian Schirrmeister und Routinier Rüdiger Brändle gleich vier starke Spieler, und mit Ettling und Maier ging auch eine große Menge Rebound-Stärke ab. Auf der Soll-Seite stand dafür Markus Freitag, Coach und Athletik-Monster, außerdem bewegte sich Aushilfs-Center Andreas Bühner zum Spiel.
Insgesamt also 10 motivierte und gut eingestellte Spieler wollten Echterdingen Paroli bieten. Dass das kein leichtes Spiel werden würde war vorab klar, Echterdingen hatte letzte Saison um den Aufstieg gespielt und in der Vorwoche Schwäbisch Gmünd mit 26 Punkten abgeklatscht. Um so erfreulicher der Start, zweimal zwang man Echterdingen dazu den Ball abzugeben und ging mit 4:0 in die Partie. Der folgende Dreier der Echterdinger wurde von Dominik von Benthen angemessen mit einem eigenen Dreier beantwortet, und auch Valentin Hubertus legte nach, und schnell stand es 11:5. Dann allerdings ein kurzer Lauf der Echterdinger, vier Punkte in Folge, wodurch sich die Aichwalder Bank zu einer ersten Auszeit genötigt sah. Kurzfristig brachte das Erfolg, man konnte wieder auf 15:9 erhöhen, doch Echterdingen groovte sich ein. Man hatte wohl einen schwächeren Gegner erwartet und kam jetzt erst auf Touren, und der wirklich bockstarke Aufbau der Echterdinger, Rouven Weiss nahm Fahrt auf. Immer wieder fand er bei seinen Streifzügen in die Aichwalder Zone seine Center, die relativ unbedrängt scoren konnten. Trainer Markus Freitag, bis dahin nur an der Seitenlinie aktiv, wechselte sich selbst ein, und brachte Stabilität zurück in die Aichwalder Korbregion, bis dahin hatte Echterdingen die Kangoos aber schon 15:19 (aus Aichwalder Sicht) abgehängt. Mit 4 hinten in der Viertelpause war aber trotzdem nicht schlecht – man bedenke die Vorzeichen: Aufsteiger, keine Bestbesetzung, gegen ein Top-Team der Liga.
Aichwald war zufrieden, auch wenn bereits hier mehr drin gewesen wäre. Dennoch gab es nicht viel zu verändern, die Kangoos waren stark, man spielte also weiter wie im ersten Viertel. Dann ein erster Rückschlag: Dominik von Benthen bekam einen Schlag gegen das Fußgelenk und wechselte sich selbst aus – mit einem Knöchelproblem hätte er dem Aufbau der Echterdinger nicht mehr genug Druck geben können. Der Wechsel (für ihn kamen mal Arif Arifi und mal Niklas Sticher) führte allerdings nicht zu einem Bruch, Aichwald spielte gekonnt weiter und schaffte beinahe den Ausgleich, mit einem knappen 42:43 zu Gunsten der Echterdinger ging es in die Halbzeitpause.
Mit diesem Ergebnis konnte man halbwegs zufrieden sein – jaja, die Vorzeichen – daher ging es mit der Parole „weiter so“ ins dritte Viertel. Allerdings: hier zeigte Echterdingen, was in dem Team steckt. binnen drei Minuten zogen die schwarz gewandeten Gegner mit 44:53 davon, und das, obwohl die weiß auflaufenden Kangoos gar nicht viel falsch machten. Zu dem Zeitpunkt bekam man aber den Echterdinger Aufbau so gut wie gar nicht in den Griff, dieser zog nach Belieben in die Zone und band neben seinem Verteidiger mehrfach auch eine Helpside auf sich, wodurch immer öfter ein Center frei angespielt werden konnte – weitere Defense unmöglich, so dass freie Korbleger folgten. Erst die Auszeit in Minute 27 brachte Linderung, der „Big Man“ Valentin Hubertus (der übrigens bis dahin eine überragend hohe Rebound-Quote hatte) erinnerte alle Mitspieler, die (insgesamt) körperlich überlegenen Großen der Echterdinger aus der Zone herauszuhalten, um die Anspielstationen für Rouven Weiss gering zu halten. Dies brachte Linderung, und man ging mit „nur“ 6 Punkten beim 56:62 für Echterdingen in das letzte Viertel.
Immer noch machte man gar nicht viel falsch, nur den Aufbau von Echterdingen bekam man immer noch nicht in den Griff, also ging es in gleicher Besetzung weiter. Dann allerdings eine Schwächephase der Aichwalder: es fiel nichts rein. Dabei lag es nicht an unkonzentriertem Spiel oder Fehlern im Aufbau, man hatte schlicht Pech in den Korbaktionen. In der Folge ließ sich Aichwald aus der Zone herausdrücken, gleichzeitig legte Rouven Weiss den Turbo ein und konnte immer wieder seine Center finden, die scoren konnten. Aichwald in Bedrängnis, und nach einem Dreier der Echterdinger zum 59:71 zwang man uns zur Auszeit. Dann kam die Stunde der Bank: Coach Freitag stellte defensiv die richtige Weiche: in der Defense Rouven Weiss früher aufnehmen, um seinen Drive zum Korb auf die Seite zu drücken, damit die Helpside vermeiden. Die Bank stellte noch fest, dass die Aichwalder Offense zu sehr um die Zone herum lavierte, statt den Zug zum Korb zu suchen. Beides half enorm: Niklas Sticher in der Defense konnte den Echterdinger Aufbau ein ums andere Mal an der Dreier-Linie zum Pass zwingen. Die im wesentlichen unter dem Korb starken Echterdinger fanden um die Zone herum jedoch keine Mittel, den Dreier-Schützen des TVE hatte man bereits ausgemacht und hielt ständig die Hand in sein Gesichtsfeld, kein einziger freier Wurf kam zustande.
In der Offense kam man auch wieder in Schwung, der Zug zum Korb bescherte einige Punkte, und war man nicht erfolgreich, stand man fast immer an der Linie und konnte mit Markus Freitag und Valentin Hubertus die besseren Freiwurfschützen platzieren. Beide Maßnahmen brachten den Erfolg, ergänzt wurden diese noch von zwei Dreiern durch Niklas Sticher. So startete Aichwald eine furiose Aufholjagd, von 61:74 in Minute 34 kam man auf 74:79 in Minute 37 heran. Nun war Echterdingen zur Auszeit gezwungen, man wollte den Aichwalder Lauf stoppen, aber nix da: Aichwald konzentrierte sich weiter auf die Korbaktionen unter dem Brett, und Markus Freitag und Valentin Hubertus zogen das offensive Spiel an sich. Garniert mit einem (der beiden) Dreier von Niklas Sticher zog man in Minute 39 durch einen hart erkämpften Korb von Hubertus gleich: 81:81. erneute Auszeit der Echterdinger, nur knapp mehr als 60 Sekunden auf der Uhr wollte man scoren und danach die Zeit herunter spielen. Blöd nur, dass der Einwurf der Echterdinger grandios abgefangen wurde – eine Leistung, die im Spielberichtsbogen leider nicht zu finden ist – wodurch die Kangoos wieder in den Angriff gehen konnten, und eine Minute vor Schluss traf Coach Freitag zur ersten Führung seit Minute 9: 83:81 für die Kangoos! Die Bank tobte!
Einen Angriff der Echterdinger musste man noch zulassen, aber hier war die Einstellung richtig: einfache Körbe gab es nicht mehr. Echterdingen ging an die Linie, glich nochmal aus (83:83), gab dafür aber zehn Sekunden vor Schluss den letzten Angriff aus der Hand. Echterdingen hatte noch kein Foul Trouble, also nahm der TVE seine letzte Auszeit und gab die Anweisung, uns wegzuhacken. Man wollte die letzten Sekunden mit Fouls runterspielen und uns keine Gelegenheit mehr geben, uns beim Einwurf den Ball zu klauen oder sich über die Zeit in die Verlängerung zu retten. Die Aichwalder Bank aber war nicht blöd, wusste um das taktische Mittel und gab die Maßnahme aus, den Ball in die Hände sicherer Freiwurfschützen zu geben (Hubertus und Freitag). Mit Erfolg! Tatsächlich hat sich der TVE so auf das foulen konzentriert, dass man den Fehler beging, einen relativ weit vom Korb stehenden Valentin Hubertus in einem eher ungünstigen Wurfwinkel beim Wurfversuch zu foulen. Diesen hatte Hubertus wohl nur in Antizipation zum zu erwartenden Foul unternommen – macht aber nix, das Foul war da, es war eine Wurfbewegung, es ging an die Linie: einer von zweien ging rein. Nun lag Echterdingen mit einem hinten, musste scoren und hatte dafür nur noch sechs Sekunden. Den Rebound des zweiten Freiwurfs aber, den hatte Aichwald. Wieder war Echterdingen gezwungen zu foulen, erst drei Sekunden vor Schluss, dann zwei Sekunden vor Schluss – endlich hatte man das fünfte Foul erreicht und konnte Aichwald an die Linie schicken.
Die Schurwaldstädter erinnerten sich aber an die Ansage der Auszeit: Ball an die Freiwurf-Spezialisten! Und tatsächlich konnte Markus Freitag den Ball im Einwurf bekommen, bekam unweigerlich das Foul und traf beide Freiwürfe, 86:83 stand an der Anzeigetafel! Wieder tobte die Bank, ohne zu vergessen, die Spieler auf dem Feld an ihre Defense-Aufgaben zu erinnern. Echterdingen, auf dem Score-Board drei hinten, musste einen Dreier treffen und hatte hierfür nur zwei Sekunden Zeit – Herzschlagfinale! Beide Dreier-Schützen des TVE lungerten an der Mittellinie, wurden aber effektiv abgedeckt und konnten sich nicht befreien, und der Einwerfer von Echterdingen fand kein Ziel. Nur Millisekunden vor Ablauf seiner fünf Sekunden Einwurfzeit musste er zwangsweise dem einzigen freien Echterdinger den Ball geben – an der eigenen Grundlinie. Dadurch kam Echterdingen nochmal zum Wurf – allerdings an der eigenen Freiwurfglocke, und damit weit jenseits der realistischen Distanz für einen Dreier, mit einem Schützen, der kein ausgewiesener Dreier-Spezialist ist…. das Ergebnis war damit auch erwartbar, nämlich nichts. Somit gewannen die Kangoos knapp, aber verdient mit 86:83. Dass der Echterdinger Anschreibetisch den letzten Freiwurf der Aichwalder falsch nicht gezählt hat (das Scoreboard aber schon), ist dabei dann auch unerheblich gewesen, das offizielle Endergebnis ist 85:83 für Aichwald, aber was solls, der eine Punkt wird hoffentlich in der Saison nicht ausschlaggebend sein.
Erkenntnis des Tages: Aichwald ist in der Lage, mit Top-Mannschaften der Liga mitzuhalten und zu gewinnen. Natürlich hat Aichwald einen echten Sahnetag erwischt, und vieles, was in der Vorwoche schief ging, hat diesmal geklappt. Das wird nicht immer so sein, deshalb darf das Rückspiel definitiv mit Spannung erwartet werden. Aber ein Platz im Mittelfeld in der oberen Hälfte ist definitiv drin, wenn man sich – wie in diesem Spiel – konzentriert und als Team an die Arbeit macht. Players of the Game: für Echterdingen im positiven Rouven Weiss, der eine ausnehmend starke Präsenz zeigen konnte. Im negativen Sinne die Rückennummer 9, die im Wesentlichen sich auf Meckern beim Schiri, Drohungen gegen Gegenspieler und abfällige Gesten gegen am Boden liegende Gegner spezialisiert hatte. Dass kein falscher Eindruck entsteht: mit Ausnahme des einen Spielers war Echterdingen ein Vorbild an Fairness, und die ganze Partie mit 19 (TVE) zu 15 (Aichwald) Fouls sehr fair. Noch sympathischer wird man aber, wenn man auch auf solche Gesten verzichten könnte. Ein Dankeschön auch an das Echterdinger Publikum, das zwar seine Mannschaft unterstützte, aber auch die Aichwalder Aktionen goutierte und eine klasse Atmosphäre geschaffen hat. Für Aichwald waren drei Spieler herausragend: Markus Freitag und Valentin Hubertus natürlich mit fantastischen Scoreboards und wichtigen Punkten in der Endphase sowie Niklas Sticher, der Minuten vor Schluss das Mittel gegen den Aufbau des TVE fand und mit zwei Dreiern in der wichtigen Phase stark geholfen hat. Weiterhin haben sich die Spieler der Bank ein großes Lob verdient: sie übernahmen das Coaching, während Markus Freitag auf dem Feld stand, und haben augenscheinlich die richtigen Worte und taktischen Mittel gefunden, außerdem konnten Sie so laut schreien, dass man Lautstärke-technisch zeitweise die Oberhand in der Halle hatte. Weiterhin auch Dank an Niko Haug, der knappe 35 Minuten auf dem Feld stand und wichtige Rebounds holen konnte, sowie Dominik von Benthen, der zwar nur ein Viertel spielen konnte (Knöchelverletzung), aber auch in der Zeit überzeugen konnte. Auch Arif Arifi, Daniel Weinschenk und und Brian Nisalke sowie „Präse“ Moritz Gramm hatten einen guten Tag. Anhand der Aufzählung kann man feststellen: dieser Sieg war ein Team-Erfolg. Ein weiterer Grund, warum man zurecht stolz auf diese zwei Liga-Punkte sein kann. Und es bewahrheitet sich mal wieder die alte Basketball-Weisheit: Du muss nur einmal führen – am Ende!