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„Gotcha“ – Spielbericht KSG Gerlingen vs. Kangoos Herren

Samstag, für die Kangoos ein fast ungewohnter GameDay. Abends um 18:00 Uhr Anwurf in Gerlingen bei der KSG. Laut Tabelle eigentlich ein gemachtes Ding, steht Aichwald doch mit einem Spiel weniger bei 7:5 (Win/Loss), Gerlingen bei 3:10 (W/L). Aber: die KSG hatte schon einige knappe Spiele (verloren), und auch Aichwald hatte knappe Dinger dabei (gewonnen). Bereits vorher war also klar: unterschätzen sollte man Gerlingen nicht, Tabelle hin oder her. Außerdem fehlten mal wieder einige Leistungsträger: Käpt’n Knut Ettling aufgrund Geburtstag(e) seiner Kinder (okay, genehmigt), Tobias Maier weiterhin verletzt (Bänder), Niklas Sticher mit gebrochener Mittelhand, Lukas Oesterle privat verhindert, genauso wie Nico Haug, Sebastian Stoeß und Fabian Schirrmeister. Dafür wollte Nils Hirschberger sein Können in die Runde werfen, wurde aber von der Deutschen Bahn und diese wiederum vom Wetterchaos in Mitteldeutschland aufgehalten. Folge: Hirschberger steckte noch kurz vor Spielbeginn knapp hinter Nürnberg fest, ein auflaufen wurde damit unmöglich. Dominik von Benthen – naja, weiterhin auf der anderen Erdhalbkugel. Also insgesamt neun (!) Spieler mit Starting-5-Niveau, die mal mehr mal weniger dauerhaft gerade fehlen. Damit war klar, dass die Kangoos nur ein Notaufgebot zustande kriegen. Und das wiederum ließ klar werden, dass das ein enges Spiel wird. Aber immerhin: mit „Coach“ Markus Freitag, „Präse“ Moritz Gramm und „Doc“ Valentin Hubertus waren drei der vier Topscorer der Kangoos am Start. „Schleudergang“ Arif Arifi als Defense-Wirbelwind und „Rookie“ Brian Nisalke als stetig besser werdender Guard reichten für eine angemessene Startformation, während auf der Bank mit „Texas Ranger“ Timo Walke, Simon „Says“ Hofheinz und „Ghostwriter“ Andreas Bühner wenigstens etwas Auswechselmaterial vorhanden war. 

Die Bank der Gerlinger war nicht wirklich besser besetzt, zumindest von der Anzahl her, insofern würde Foulbelastung für beide Seiten ein Faktor werden können. Um so ungünstiger, dass das Spiel in den ersten zehn Minuten bereits 10 Fouls aufwies, in einem Verhältnis 3 (Gerlingen) zu 7 (Aichwald). Vor allem die unklare Linie der Schiedsrichter machte uns hier zu schaffen, zwar wurden Post-Ups unter dem Korb willig zugelassen (also viel Kontakt), aber geringste Berührungen am Arm wurden, wenn auch nur ansatzweise eine Wurfbewegung vorhanden war, ebenso abgepfiffen wir Nickeligkeiten im Aufbau. Die Linie war somit uneindeutig, und die Kangoos haben ja bekannterweise ein Problem damit, sich auf die Schiedsrichter einzustellen. In jedem Fall hatte Gerlingen damit weniger Probleme, und am Ende von Viertel 1 hatten mit Moritz Gramm und Valentin Hubertus bereits zwei Leistungsträger zwei Fouls – noch kein Problem, aber zumindest mal eine Sorgenfalte. Spielerisch ging das Viertel mit 17:23 für die Aichwalder Gäste aus, was in ungefähr auch die Kräfteverhältnisse widerspiegelte. Dabei hätte Aichwald schon höher führen können, aber easy lay-ups (1 gegen 0 Angriffe) konnten teilweise nicht untergebracht werden, und in die Defense ging es manchmal zu langsam zurück. Gerlingen tat uns den Gefallen, das nicht all zu oft auszunutzen, aber ein, zwei Mal konnten sie daraus Profit schlagen, und so waren es nur 6 Punkte nach Runde 1. Durchgang 2 startete ausgeglichen, aber mittels eines Dreiers in Minute 15 und erhöhter Aggressivität in der Defense kämpfte sich Gerlingen heran (Foulbilanz des Viertels: 8 KSG : 2 ASV) und konnte in Minute 19 sogar in Führung gehen (36:34). Durch drei wirklich heiße Körbe in Folge (Timo Walke mit genialem Positionsspiel frei unter dem Korb, Valentin Hubertus mit einem wunderschönen Mitteldistanzwurf und Arif Arifi mit herrlicher Penetration der Zone) konnte aber ein vertretbares Halbzeitergebnis wieder hergestellt werden. Eigentlich hätte der ASV auch mit 12, 14 Punkten mehr führen können, aber nachdem letzte Woche der Flutschfinger das fangen des Balls erschwerte, war dieses Mal irgendwie der Korb vernagelt. Nicht mal wegen Würfen, nein, einfache Korbleger guckten mal in den Ring rein, rollten dann aber wieder hinaus. Die Partie war unnötig eng (und spannend), so dass die Gerlinger sich immer wieder mit „jetzt haben wir sie“ anfeuerten.  

Angesichts des Spielerpotenzials fiel die Halbzeitansprache von Coach Freitag auch anders aus als gewohnt. Weniger das abstellen der Fehler war dieses Mal im Fokus, als die Motivation und die Erholung. Auf den Starting Five lastete eine lange Spielzeit (bei Gerlingen nicht anders), und die Auswechselspieler konnten angesichts des Spielstands nur wenige Minuten für Entlastung sorgen. Im übrigen spielte Brian Nisalke durch – mal wieder ein Signal dafür, wie stark er inzwischen geworden ist. 

Dementsprechend ging es auch aus der Pause raus, und man konnte weitere 6 Punkte bis zur Mitte von Viertel drei draufpacken, zum Zwischenstand von 38:48 für den ASV. Nun aber bekam die KSG einen Lauf, und hatte auch Glück bei Würfen (von „janz weit draußen“ mit Brett). Gepaart mit hoher Aggressivität und einer veränderten Linie der Schiedsrichter konnten sie sich heran arbeiten, feuerten sich gegenseitig an, pushten sich, und konnten sogar mit 56:50 in Führung gehen. Dazu die Hiobsbotschaft, dass Coach Freitag in Minute 25 sich sein drittes Foul fing. Um weiteres Foul-Ungemach zu vermeiden, und vor allem um auch eine Pause für den Coach zu ermöglichen (bis dahin kontinuierlich auf dem Feld) wechselte sich Bühner selbst ein. Am Ende des Viertels (also keine 5 Minuten Spielzeit) war dieser schon eigentlich platt und wollte Coach Freitag wieder seinen angestammten Platz auf dem Feld zurück geben, wurde aber vom Coach mies angebrüllt: „Spinnst Du? Wir haben einen 8:0-Lauf, wir wechseln jetzt nicht!“, und tatsächlich: das Scoreboard zeigte mit 56:58 eine Führung der Aichwalder an. 

In Viertel vier dann auch sofort ein Novum, „Ghostwriter“ Bühner mit seinen ersten Punkten in dieser Saison. Ein herrliches Postup gegen den Center der KSG direkt unter dem Korb, mit Punkten, die der KSG weh taten. Allgemein ging jetzt durch die Aichwalder ein Ruck. Von der Bank kamen Anfeuerungsrufe, und mit nun wieder vier Punkten vorne war der Glaube an den eigenen Sieg, und vor allem an die eigenen Fähigkeiten wieder da. Bühner allerdings war platt und brauchte eine Pause – so viel zu spielen ist er gar nicht mehr gewohnt. Die bekam er auch, aber anders als gewünscht: in Minute 33, Auszeit Aichwald, fiel ein großer roter Fleck auf dem Handrücken auf – mit blutiger Hand kein Spiel, allein aus Sicherheitsgründen. Bühner begab sich auf die Suche nach Pflastern, fand keins, und musste hoffen, dass die Blutung von alleine aufhört. Nach Waschung aber die Überraschung: keine Wunde zu sehen. Woher das Blut kam, ob es seins war oder das eines Gegners – unklar. Somit saß er aber erst wieder ab Minute 36 auf der Bank und musste die zwischenzeitliche Führung der KSG zum 63:62 sehen. Dann aber die Stunde der offensiven Aichwalder: Valentin Hubertus, Markus Freitag und (mal wieder wichtige Punkte) Timo Walke lieferten ab zum zwischenzeitlichen 63:67. Dann ein Knackpunkt: Valentin Hubertus bekam ein Foul, das fünfte. Von der Bank aus schwierig zu sehen, da das Geschehen hinter Hubertus stattfand, aber am Ende hilft alles nix: Pfiff des Schiris ist Pfiff des Schiris, und Hubertus musste das Spiel vorzeitig beenden. Neuer Auftritt Bühner, der jetzt bis zum Ende spielen musste. Crunch Time auf dem Feld, das hatte er zuletzt vor 20 Jahren. KSG nach Freiwürfen wieder auf 2 ran, und dann der kapitale Fehler von Bühner: nach heftigem (ungeahndetem) Gerangel unter dem Korb lässt er sich zu einem (unnötigen) Revanchefoul an seinem Gegenspieler verleiten, was mit einem „T“ geahndet wird. Umso ärgerlicher, als die Kangoos gerade den Ball hatten. Also ein Freiwurf für die KSG und Einwurf Mittellinie, immerhin gleichzeitig die Entschuldigung von Bühner an seinem Gegner. Der Freiwurf ging daneben (Glück gehabt), und im folgenden Angriff konnte Bühner seine Tat mittels Defense wieder gut machen, ohne weiteren Korberfolg ging der Rebound wieder an die Kangoos. 

Jetzt ging es hoch her, und das Spiel war vor allem Defense-lastig, mit dem besseren Ende für Aichwald, vor allem, weil die Bank-Spieler der Kangoos (hauptsächlich Walke und Bühner) deutlich bessere Defensiv-Spieler waren als die Bank-Spieler der Gerlinger. So ging es bis kurz vor Schluss mehrfach an die Linie für die Kangoos, und 19 Sekunden vor Schluss – nach Auszeit Aichwald – gab es bei drei vorne für die Kangoos einen Einwurf im vorderen Drittel des Feldes, ASV am Ball. Nachdem der ASV mit seinem (verdienten) „T“ von Bühner seinen Aussetzer in der Schlussphase schon hatte, kam nun ein Gerlinger Aussetzer: im Versuch, die Aichwalder über die 5-Sekunden-Regel (Einwurfzeit) zu erwischen, wurden alle potenziellen Einwurfziele hart abgedeckt. Dabei hat sich ein Gerlinger aber so sehr in Coach Freitag verbissen, dass er diesen nur noch mittels festhalten stoppen konnte. Der Pfiff der Schiris, und nach kurzer Diskussion wurde entschieden auf „unsportliches Foul“, da die Aktion nicht darauf gerichtet war, den Ball zu erlangen. Die Folge: zwei Freiwürfe für den besten Aichwalder Schützen, Markus Freitag. Beide drin, trotz frenetischer Anfeuerungsrufe der anwesenden Gerlinger Fans, fünf vorne und Ballbesitz Aichwald. Was bleibt der KSG übrig, sie muss die Zeit stoppen, und so wird direkt nach Einwurf, 16,5 sek vor Schluss, nochmal Coach Freitag an die Linie geschickt. Sieben Punkte Führung sind die Folge, und dem ASV ist klar, dass alles außer einem Foul des ASV jetzt den Sieg bedeutet. Also klare, saubere Defense, den schnellen Zug zum Korb verhindern, und tatsächlich kann man die KSG zu einem Notwurf zwingen. Rebound in Händen von Markus Freitag, noch 8 Sekunden, und nun wird runtergedribbelt, beiden Seiten ist klar, dass das Ergebnis jetzt nur noch kosmetisch verändert würde. So bleibt es bei dem 69:76 für den ASV, der dieses Mal keine klare Dominanz zeigen konnte. Stattdessen war es diesmal ein Sieg für die Mannschaft die „mehr wollte“. Den Willen hatte Gerlingen auch, nicht nur einmal erschallte ein „jetzt haben wir sie!“ von Gerlinger Seite. Um dabei zu bleiben: „Gotcha!“ (got ya = hab dich!).  

Für Gerlingen spricht die überragende Ausdauer und der Kampfgeist, der gezeigt wurde. Eine mutige Mannschaft, die definitiv unter Wert in der Liga steht. 

Auf Aichwalder Seite kommt an dieser Stelle normalerweise ein „Best of“, eine Lobhudelei auf die besten Spieler. Das lassen wir angesichts des dezimierten Kaders mal. Natürlich gab es mit Valentin Hubertus und Markus Freitag zwei Dauerläufer, die jede Menge Punkte eingeheimst haben. Und mit Brian Nisalke (durchgespielt), Arif Arifi und Moritz Gramm haben gleich drei Spieler ein Laufpensum abgewickelt, dass für einen Marathon gereicht hätte. Aber die echten „Überraschungen des Tages“ kamen von der Bank und hörten auf die Namen Walke und Bühner. Defensiv schafften sie es, die Topspieler Gerlingens drastisch in ihren Möglichkeiten zu limitieren, und dieser Beitrag war in diesem Spiel deutlich wichtiger als die offensiven Akzente. Angesichts von neun fehlenden Topspielern keine Selbstverständlichkeit, solche defensive Qualität abrufen zu können. Auf das Rückspiel gegen Gerlingen kann man sich freuen. Die sympathischen Spieler haben die Niederlage in diesem engen Spiel fair aufgenommen, und hoffentlich ist die „Spielermaterial-Versorgungslage“ der Aichwalder im Rückspiel auch besser. 

Vielen Dank auch an die Schiedsrichter, die sich die Zeit genommen haben, an einem Samstag abend statt zu feiern ein doch recht enges Spiel zu führen. Für dieses ehrenamtliche Engagement zu solchen Unzeiten wird viel zu selten gedankt, daher nochmal ganz deutlich: VIELEN LIEBEN DANK AN DIE SCHIEDSRICHTER!“

Andreas Bühner