kangoos Herren: Dominanter Arbeitssieg, oder: wie man die Spannung aufrecht erhält
Am Samstag durften die Aichwalder Hausherren den TV Bopfingen empfangen. Schon das Hinspiel hat sich deutlich spannender gezeigt als erwartet, damals trat der ASV nicht gerade in Bestbesetzung auf und musste über den Kampf ins Spiel kommen. Dieses Mal waren wir gewarnt und konnten ein starkes Team auf das Feld schicken, es fehlten allerdings mit Niko Haug (krank) und Arif Arifi (hatte direkt davor ein anstrengendes Spiel) zwei Säulen des Hinspiel-Erfolgs. Haug wurde ersetzt durch Valentin Hubertus, Arifi durch Sebastian Peters – beides mehr als äquivalente Ersatzmänner. Dennoch: Bopfingen hatte in der weiteren Spielzeit noch mehrere Siege errungen und die Niederlagen fast durch die Bank knapp gestaltet – das würde kein Selbstläufer werden. Dazu passte irgendwie, dass Dominik von Benthen, unser souveräner Aufbau, schon vor dem Spiel muskuläre Probleme geltend machte und unser tiefenentspannter Senior-Guard Shimus Toprak „seinen Turnbeutel vergessen“ 🙂 hat. Wenigstens hatte Brian Nisalke dieses Mal seinen Personalausweis griffbereit – Insider kennen seine Schwäche in dieser Disziplin.
Das Spiel entfaltete sich dann, und bereits in den ersten Minuten war klar, dass die Bopfinger sich auf die Zonenpresse der Aichwalder aus dem Hinspiel eingestellt hatten, Angriffe wurden deutlich langsamer vorgetragen als beim ersten Aufeinandertreffen und die Mannschaft orientierte sich mehr am Guard des TV, Sevki Dogan. Nur: der ASV spielte gar keine Presse. Stattdessen hatte man mit Fabian Schirrmeister ein wahres Defensiv-Monster mit Pferdelunge auf den Topspieler der Bopfinger, Benjamin Gebhardt, angesetzt. Dementsprechend fanden die Angriffe des TV Bopfingen nicht das gewünschte Ziel, und Aichwald konnte mehrfach Bälle abfangen oder zwang Bopfingen zu hastigen und schlechten Würfen. Die Rebounds wurden durch Valentin Hubertus und Knut Ettling sicher aus der Luft geholt, da half auch alle Athletik von Gebhardt nichts. Die resultierenden Gegenschläge wurden fast alle im Fastbreak durchgezogen, nur: Aichwald verlegte viel zu viele Bälle. In den ersten Minuten benötigte der ASV rund fünf Angriffe für einen Score. Die bekam Aichwald auch, da auch offensiv Rebounds in Reihe gepflückt wurden, dennoch ließ die Ausbeute, insbesondere bei den leichten Punkten, doch sehr zu wünschen übrig. So stand es nach 4 Minuten 7:0 für den ASV, und hätte doch eigentlich schon 17:0 sein müssen. Dies sollte sich später noch rächen, sehr viel später. Durch einen wirklich kunstvollen Dreier von Dogan leitete der TV Bopfingen dann auch endlich das Spiel ein und konnte dank Aichwalder Abschlussschwäche das Viertel dann auch mit 12:9 eng halten – bei einem Spiel, in dem Aichwald absolute Dominanz ausstrahlte, aber eben nicht verwandelte.
In Viertel zwei dann eine Veränderung im Aichwalder Spiel; nach einem guten Start der Bopfinger fand man plötzlich das Zielwasser und nahm einen tiefen Schluck. Ausschlaggebend war hier Moritz Gramm, der innerhalb von zwei Minuten 9 Punkte in Folge scoren konnte und plötzlich befreit aufspielte. In dieser Phase gelang Bopfingen gar nichts, Sevki Dogan hatte auf deren Seite keinen so glücklichen Tag, und Benjamin Gebhardt, das Athletik- und Talent-Monster des Hinspiels hatte dank ASV-Bewacher Fabian Schirrmeister ebenfalls nicht viel zu melden. Als Gebhardt sich dann auch noch in Minute 13 das dritte Foul zog und sicherheitshalber vom Platz ging, war dann auch offensiv nicht mehr viel von Bopfingen zu sehen. Aichwald zog davon und konnte seine Dominanz bis zur Halbzeit sogar in einer Führung von 34:17 manifestieren. Auf Aichwalder Seite war da aber schon ein erster Krisenpunkt erreicht: Moritz Gramm und Sebastian Stoeß, beide mit langen Einsatzzeiten in den ersten Vierteln, lechzten nach Zucker, der kräftezehrende Einsatz in der Defense und die Highspeed-Angriffe kosteten jede Menge Körner. Die Mutter eines Spielers musste tatsächlich spontan Bananen organisieren, um Unterzuckerung zu vermeiden. Ein weiterer Wehrmutstropfen im zweiten Viertel: die muskulären Probleme von Dominik von Benthen nahmen zu, so dass er – auch angesichts des Spielstands – geschont werden musste und nur noch als eiserne Reserve auf der Bank saß. Für ihn übernahm Sebastian Peters die Führungsrolle – und machte seine Sache gut.
In der Halbzeitpause noch eine kurze Ansprache vom Coach – viel gab es ja nicht zu sagen, Aichwald hatte alles richtig gemacht, nur die Punktausbeute – man hätte zu dem Zeitpunkt schon nahe 60 Punkte haben können – war nicht ausreichend. Aber das kann man ja jetzt nachholen.
In Viertel drei ging es weiter wie zuvor: Aichwald dominant, Bopfingen plan- und kraftlos. Hervorgetan haben sich in dieser Zeit vor allem die Spieler der zweiten Reihe: Sebastian Stoeß übernahm lange Einsatzzeiten für Fabian Schirrmeister, der für den Abwehrkampf mit Benjamin Gebhardt geschont wurde, Andreas Bühner kam wahlweise für Valentin Hubertus und Knut Ettling, um dort Foul Trouble zu vermeiden und Brian Nisalke übernahm für Sebastian Peters, um den letzten verbliebenen Aufbau nicht auch noch aufzureiben. So holte der ASV für die Starting Five ein paar Minuten Luft holen heraus, das bisherige Spiel war doch sehr lauf- und kraftintensiv. Alle machten Ihre Sache gut, Stoeß mit 4 Punkten im Viertel und mehreren abgefangenen Bällen, Nisalke als Guard mit Übersicht und genügend Ruhe, sich den Ball nicht abnehmen zu lassen und Bühner, der langsamste aller Aichwalder, mit so viel Erfahrung im Positionskampf unterm Korb, dass kein einziger Rebound in Bopfinger Hände fiel. Das Ergebnis dann auch eindeutig: 52:26 stand es nach 30 Minuten, und es schien, als demonstriere Aichwald seine Macht.
Da sollte doch eigentlich der Deckel drauf sein, oder? Nicht ganz. Bopfingen hatte in Viertel zwei und drei sein Mega-Talent Benjamin Gebhardt geschont. Als Aichwald dann in Viertel vier weiter mit der „B-Fünf“ agierte, kam dieser aufs Feld. Auch hier: Bopfingen konnte eigentlich nicht wirklich herankommen, die B-Fünf der Aichwalder war ausreichend. Aber der kurze Zwischensprint in Minuten 31-33 (7:4) des TV Bopfingen brachte die Aichwalder ins Grübeln, und die Moral des Teams änderte sich. Sorgen, das Spiel könne noch eng werden, entstanden – obwohl dazu eigentlich kein Anlasse bestand: man hatte das Viertel mit 26 Punkten Vorsprung begonnen und in Minute 35 waren dies immer noch 23…. Zwischenspurt hin oder her, man hatte doch Bopfingen immer noch auf Abstand. Dennoch, der Kopf wurde nun schwerer, und als Gebhardt drei Körbe in Folge machte, laut „Komm schon!“ brüllte, da ging ein Ruck durch die Bopfinger Mannschaft, und es wurde doch noch einmal spannend. Hier rächte sich die Unzulänglichkeit (vor allem in Viertel 1) in der Punktausbeute. Hätte man, wie es dem Spielverlauf angemessen gewesen wäre, 20 Punkte mehr auf dem Counter gehabt, alles aufbäumen der Bopfinger wäre sinnlos gewesen. So aber nahm man in Minuten 35-38 einen Lauf von 9:0 hin, den erst Käpt’n Knut Ettling beendete. Hier merkte man auch, dass die aggressive Defense der Aichwalder und die laufintensive Offense doch sehr viele Körner gekostet hat, Aichwald war platt – aber clever. Angriffe mussten jetzt nicht mehr zwingend zum Erfolg führen, und Sebastian Peters sorgte dafür, dass der Ball entsprechend langsam lief. Bopfingen rannte nun die Zeit weg, und man musste „Stop the Clock“ spielen. Die Schiedsrichter hätten hier schnelle Abhilfe schaffen können, indem sie die absolut nicht auf den Ball gerichteten „Hack-Attacken“ mal mit einem unsportlichen Foul geahndet hätten, aber sie ließen dies zu und so schickte Bopfingen den ASV immer wieder an die Freiwurflinie. Ohnehin haderte der ASV in dem Viertel mit den Schiedsrichtern, die scheinbar auf Zuruf Gebhardts Fouls pfiffen. Aber: das ganze Spiel über pfiffen die Schiedsrichter zwar nicht auf einer Linie, aber immer ausgeglichen. Es stellt sich also die Frage, ob die ASV-Krankheit, sich nicht richtig auf den Schiedsrichter einstellen zu können, hier nicht den Gedanken getragen hat. Sei es drum: Aichwald hatte mal wieder die aus vorigen Spielen bekannte Freiwurfschwäche, und Bopfingen drängte bei seinen Angriffen immer wieder auf schnelle Abschlüsse – Aichwald musste kämpfen, da einfach die Viertel eins bis drei zu viel Kraft gekostet haben. Dennoch: die Abwehr stand. Obwohl gefühlt nun die Bopfinger dominierten, konnten diese in den letzten zwei Minuten doch nur einen Punkt gut machen. So wurde es dann doch mit 12 Punkten ein relativ souveräner Sieg, der eigentlich viel höher hätte ausfallen müssen. Ein Schmankerl noch zum Schluss: in Minute 35 gab es eine kuriose Situation, als die Bopfinger Bank beim Einwurf „Auszeit“ brüllte. Schiedsrichter und Spieler machten aber keine Anstalten das Feld zu verlassen, so dass Bopfingen energischer brüllte und alle Spieler zur Bank beorderte. Als auch die ersten Bopfinger irritiert zur Bank trotteten, brüllte Trainer Markus Mauch auch die Aichwalder an, endlich zur Auszeit zu kommen. Mit Ausnahme von Valentin Hubertus für Aichwald, Sevki Dogan (mit Ball) für Bopfingen und die beiden Schiedsrichter gingen dann langsam alle vom Feld – erst da pfiffen die Schiedsrichter ein wenig genervt, denn die Auszeit hatten sie eigentlich noch nicht gegeben – da aber jeweils nur noch ein Spieler auf dem Feld war, nahmen sie eine Schiedsrichter-Auszeit, um das TimeOut dann überhaupt erst möglich zu machen. Eine Slapstick-Nummer beider Teams wie aus dem Bilderbuch. 😀 Außerdem mal eine Kennmarke für den Einsatz unseres Trainers Markus Mauch: der hat so dermaßen mitgefiebert, dass man ihn Anfang des vierten Viertels plötzlich humpelnd Richtung Wand hüpfen sah: Krampf im rechten Bein. Das nennt sich dann Einsatz, wenn man selbst ohne Einsatz sich einen Krampf läuft. Respekt, Markus!
Mann des Tages war auf Aichwalder Seite Moritz Gramm, mit 20 Punkten der Garant des Erfolgs. Für Bopfingen ganz klar Benjamin Gebhardt, dessen Auftritt im letzten Viertel überhaupt nochmal Spannung aufkommen ließ. Aber die Überraschung des Tages war die Aichwalder Bank: mit Sebastian Stoeß, Fabian Schirrmeister (die Pferdelunge), Brian Nisalke und Andreas Bühner hatten vier Spieler lange Einsatzzeiten, die sonst eher kürzer auf dem Feld sind – ganz klar aufgrund des intensiven und sehenswerten Spiels, das der ASV aufzog, und das Atempausen für die Topakteure zwingend nötig machte; die Bank machte dieses Mal einen glänzenden Job und verhalf zu den Pausen, die so dringend gebraucht wurden. Das schmälert die Leistung der anderen in keinster Weise: Valentin Hubertus und Knut Ettling haben dieses Mal insbesondere offensiv Rebounds im Abo geholt (die leider im Scoreboard nicht auftauchen) und dem ASV insbesondere in den Zeiten zweite, dritte, vierte und sogar fünfte Chancen geholt, als es mal nicht lief. Dominik von Benthen mit gewohnt brillianter Leistung bis zu seinem Verletzungs-Aus und Sebastian Peters mit Einsatzzeit und Laufintensität, die weit über seinem (verletzungsbedingtem) Trainingsstand lagen – dafür aber umso brillianter genutzt wurde. Beim Abschied von den Bopfingern dann noch herzliche Momente, als sich beide Teams für das schöne Spiel bedankten und Bopfingen – trotz Niederlage – eingestand, Spaß gehabt zu haben. Bopfingen ist sicher eine der Mannschaften, die in der Tabelle unter Ihrem echten Wert rangieren, aber definitiv einer der sympathischsten Gegner der Liga. Auf die nächste Saison kann man sich daher gerne freuen. Eine gute Beserung auch an Bopfingens Johannes Bortolazzi, der mit einer komplett blau angelaufenen Hand (Bruch?) auflief und entsprechend nicht spielen konnte – sein Fehlen hat man dem TV Bopfingen im Vergleich zum Hinspiel wirklich angemerkt.
Am Ende des Tages aber waren die Aichwalder geknickt. Ein Spiel, das so dermaßen dominiert wurde, so zu beenden – das war ein Schlag ins Genick. Dass 12 Punkte jetzt nicht gerade knapp waren – geschenkt. Dass Bopfingen beim Stop the Clock nicht wirklich herankam – geschenkt. Dass die Bopfinger diese Foulintensität keine zwei Minuten mehr ausgehalten hätten – geschenkt. Nichts wollte die Stimmung heben. Bis endlich jemand auf die Idee kam, den Abend gemeinsam ausklingen zu lassen. Die Teamleistung, die dieses Mal wirklich das gesamte Team ge- und erfordert hat, mit einem gemeinsamen Essen beschließen. Also ging es mit nur einem einzigen Ausfall (dem nach der Anstrengung einfach aufgrund Zuckermangel schlecht war), in den „Liederkranz“, wo man sich mit reichhaltigem Futter, Anekdoten und Sprüchen langsam die Stimmung heben konnte. Dass der am Vorabend frisch gewählte Abteilungs-Präsi Moritz Gramm zum Leidwesen seiner anwesenden „Präsidenten-Gattin“ noch meinte, eine vollkommen sinnbefreite Wette abschließen zu müssen (dass er nicht Topscorer sei) tat der Stimmung dann ebenso gut wie die Aussicht auf den dadurch von Gramm zu besorgenden Kasten Bier (plus eine Cola für unseren Alkoholverweigerer Brian). Peters musste dann noch freche Sprüche in Reihe bringen und ließ sich nicht mal von Drohungen hinsichtlich negativer Berichterstattung abhalten, und Käpt’n Knut Ettling vertiefte die Lesereihe „Spaß mit Statistik“, während unser Team-Arzt mit einem „lassen Sie mich durch, ich bin Arzt….. und muss hier aussteigen“ erheiterte. So wurde es dann doch noch ein runder Abend, der der guten und vor allem kämpferischen Leistung einen gesunden Abschluss verpasste.
Vielen Dank auch vom Schreiber dieser Zeilen an Sebastian Stoeß, der sich zum wiederholten Male um die Trikots bzw. deren Wäsche kümmert und den Autor damit von dieser Pflicht freihält und ihm die Zeit für diesen Artikel gibt. Danke, Sebastian!
Nächste Woche dann das Saisonfinale: Möhringen. Im Hinspiel eine äußerst knappe Sache, die dank unglücklicher Verletztenlage gegen den ASV ausging. Drin ist ein Sieg auf jeden Fall, und wenn zeitgleich Feuerbach verlieren sollte (gegen den CSV Stuttgart, die bisher ungeschlagen sind), dann ist Platz zwei und damit ein angemessener Erfolg für die harte Arbeit in der Saison noch drin. Auf geht’s, Kangoos!