Spielbericht SV Möhringen vs. Kangoos Herren
Cold blooded, hot hearted.
Die Killer-Kangoos (siehe letzter Spielbericht) hatten diese Woche eine weitere Aufgabe vor sich, bevor es in eine kleine Pause geht. Der SV Möhringen stand auf dem Spielplan, Sonntag abend, 18:00 Uhr. Pünktlich angekommen traf man vor Ort schon gut gelaunte Möhringer, die bereits den Kasten Bier kalt stellten. Erste Bestechungsversuche seitens Möhringen wurden von Coach Freitag abgelehnt, wenn auch dankend. Das kalt stellen, das hätte man sich allerdings auf Möhringer Seite auch sparen können, denn die Halle war auf Frost programmiert. Dazu passend fiel die Tür zum Treppenhaus aus dem Rahmen, womit ein thermisch sinnvolles schließen auch vollkommen unmöglich wurde (zum Glück stand auf der Tür ein Schild: „Türe offen lassen!“ – zumindest hat man sich da nicht falsch verhalten). Zum Anfang konnte man sich da noch ein ansehnliches Spiel der Bezirksliga-Damen reinpfeifen, bei dem Steinenbronn gegen die Möhringer Damen eine Abreibung kassierte.
Die Steinenbronner baten im Anschluss die Aichwalder, doch Rache zu üben, da einige Spielerinnen sowie der Trainer der Steinenbronner früher mit einer Frau eines Aichwalders zusammen gespielt haben. Nun denn, wenn man schon so höflich gebeten wird – man soll einer Frau ja keinen Wunsch ausschlagen. 🙂
Aichwald (ohne Tobias Maier, aber dafür mit genesenem Valentin Hubertus) machte sich also warm, und obwohl die Halle so frostig war, konnte man schon hier sehen, dass Aichwald heißer war. Entsprechend ging es dann anfangs los, Aichwald konnte sich mit 11:6 absetzen und zeigte sich dem Gegner in Spielanlage und Technik überlegen. Möhringen musste bereits nach kurzer Zeit eine Auszeit nehmen, besser wurde es aber erst nach der zweiten Auszeit, als sich die Möhringer überlegten, die technischen Defizite durch robusten Einsatz der körperlichen Überlegenheit auszugleichen. Möhringen spielte hart (nicht unfair – nur hart), und manchmal wurde auch der ein oder andere dreckige Kniff angewandt (beim Einwurf zum Schein den Ball ins Gesicht des Gegenspielers bumpen, zum Beispiel). So kam Aichwald etwas durcheinander und spielte seine technischen Vorteile nicht mehr richtig aus, und Möhringen bekam einen Lauf. Damit musste man das Viertel dann, obwohl eigentlich besser, mit 21:14 den Möhringern überlassen.
In der Viertelpause stellte Coach Freitag dann um und forderte, die Systeme klarer auszuspielen. Er wechselte sich dann selbst auch ein, als Valentin Hubertus früh das zweite Foul kassierte, und der Aichwalder Drive, der da schon begonnen hatte, nahm richtig Fahrt auf. Insbesondere Niko Haug, Dominik von Benthen und Moritz Gramm sammelten sich hier Fleißkarten mit Sternchen, weil sie unermüdlich nach Ballgewinn umschalteten und Fastbreaks liefen, die körperliche Überlegenheit der Möhringer zeigte sich hier als Nachteil, und die von Möhringen gespielte (zeitweise) Mannverteidigung ließ Aichwald den Raum, den man dafür benötigte. Gott sei dank war die Halle so klein, damit hielt sich der Kräfteverzehr durch die Fastbreaks in Grenzen. Diese drei Kangoos (Haug, Gramm, von Benthen) wurden dabei auch noch zu den Topscorern der Kangoos (17, 16, 16). In der Defense hatten die Kangoos aber Probleme, insbesondere durch die harte Herangehensweise der Möhringer. Im zweiten Viertel konnte man allerdings noch gut dagegen halten, wenn auch auf Kosten der Foulbelastung bei Valentin Hubertus, der als einziger Big Man wirklich hart arbeiten musste. Zur Halbzeit allerdings, da stand ein erquickliches 34:41 für die Kangoos auf dem Scoreboard.
Auch Viertel drei lief in ähnlicher Manier ab. Möhringen mit den schnellen Angriffen der Aichwalder überfordert, ließ sich ein ums andere Mal den Ball abnehmen (verantwortlich hierfür insbesondere die starke Defense auf den Guard-Positionen, Niklas Sticher und Dominik von Benthen). Dabei hätte Aichwald sogar noch Optionen auf der Bank gehabt, mit Arif Arifi saß ein weiterer Defense-Gigant (obwohl körperlich eher Sitz-Riese) der Kangoos auf der Bank. Aber getreu dem IT-Motto „never change a running System“ blieb Coach Freitag bei der Konstellation auf dem Feld und gönnte sich dabei extensive Auszeiten, in denen er selber nicht auf dem Feld stand. So stark „Coach Friday“ auch ist, auf dem Feld hat man ihn so gut wie nicht vermisst, die Mannschaft kam ohne ihn super zurecht und dominierte Möhringen, von der Rebound-Schwäche gegen die überlegenen Möhringer mal abgesehen. Die logische Konsequenz: die 49:62-Führung der Kangoos zum Viertelende.
So ging man also mit angenehmer und auch angemessener Führung ins letzte Viertel, nur einer hatte keinen Bock mehr. Valentin Hubertus dachte sich, dass das Engagement gereicht hat, und quittierte zehn Sekunden nach Anpfiff mit dem fünften Foul den Dienst. Das brachte Aichwald auf der Center-Position in Bedrängnis, die Möhringer waren ohnehin schon überlegen und nun war der einzige echte Center auch noch draußen. Aichwald brachte Daniel Weinschenk, der zuvor schon einige gute Minuten hatte, aber Weinschenk, eigentlich eher Forward als Center, ist das Spiel unter dem Brett nicht gewöhnt und musste sich mehrfach von den „Kanten“ der Möhringer schieben lassen. Einsatz für den Bank-Drücker Bühner, der sich sonst nur mit Motivationsgebrüll von der Seitenlinie bemerkbar macht. Bühner hatte eine schwere Aufgabe, mussten doch gleich zwei Spieler seines Kalibers in Schach gehalten werden, was ihn sichtlich anstrengte. Bühner gab aber sein möglichstes (jaja, ist nicht viel, aber dafür hat’s gereicht), und auch Arif Arifi bekam endlich Einsatzzeit. Beide konnten sich auszeichnen, denn zu diesem Zeitpunkt im Spiel kam es nicht mehr darauf an, schnell abzuschließen. Viel zu oft haben die Kangoos in dieser Phase den schnellen Abschluss gesucht, viel zu oft haben sie dabei den Möhringern die Möglichkeit gegeben, selber zu scoren. Ohne Hubertus auf dem Feld war man defensiv geschwächt und musste einzelne Körbe hinnehmen, Möhringen kam also nochmal heran (zehn Punkte Differenz) und witterte Morgenluft, aber Arifi mit einem fetten Dreier „in his FACE !!!“ und Bühner als ballsichere Anspielstation gaben Möhringen einen Dämpfer beziehungsweise nahmen Zeit von der Uhr. Als die Geduld im Angriff zurück kam, trafen auch die Kangoos wieder, und Möhringen kam nicht mehr weiter heran, bei ca. 10 Punkten Abstand hatte man die Hoheit über das Spiel zurückgewonnen. Die letzten sieben Sekunden wurden dann auch nur noch herunter gedribbelt, und das Shake Hands startete noch vor dem Schlussgong.
Zum Spiel: cold blooded waren diesmal die Kangoos. Kein Wunder in der frostigen Halle. Hot hearted waren wir auch, aber Möhringen hat sich den Titel noch mehr verdient. Der SVM hat hart gekämpft und nie aufgesteckt, die Motivation stimmte auf Seiten der Möhringer. Nur hüpften die Kangoos viel cooler um sie rum. 🙂 Liest man nur den Spielberichtsbogen, könnte man auch von brutalen Möhringern ausgehen. Zwei unsportliche Fouls und technische Fouls, das liest sich nach einer Schlägertruppe – dem war aber ganz und gar nicht so. Zum Einen war das technische Foul nur Folge einer genommenen Auszeit (Viertel zwei – allerdings hatte Möhringen gar keine Auszeit mehr – siehe erstes Viertel – weshalb das technische Foul – naja – eher technisch bedingt war). Eines der unsportlichen Fouls war ein unglücklicher Versuch des „Stop the Clock“ gegen Ende, als Arif Arifi mit dem Ball seinem Bewacher entflitzte, dieser aber noch unbedingt die Zeit stoppen wollte. Der Schiri entschied entsprechend den Regeln, dass bei einem geschlagenen Gegner Fouls taktischer Natur mit „unsportlich“ zu ahnden sind – absolut korrekt, aber kein wildes Foul. Und das eine echte unsportliche Foul war auch eines – aber hier kann man getrost fehlgeleitete Motivation statt echtem Rowdytum unterstellen. Möhringen präsentierte sich als harter Gegner, der auch gerne mal miese Tricks nutzt – aber unfair war das Spiel trotzdem nicht. Der Schreiber dieser Zeilen jedenfalls freut sich auf das Rematch in eigener Halle.
Spieler des Tages: auf Möhringer Seite ganz sicher die Center-Positionen. Hätte man noch einen ballsicheren Aufbau gehabt, das Spiel wäre für Aichwald ungleich schwerer geworden, aber so etwas kann natürlich auch Tagesform sein. Auf Seiten der Kangoos hatte Niko Haug einen gewohnt hohen Anteil am Sieg, vor allem mit seinen vielen Fastbreak-Punkten. Dominik von Benthen hatte mal wieder einen Sahnetag, was sich in diversen Steals und ebenfalls Fastbreaks gezeigt hat. Niklas Sticher konnte mal wieder seine defensiven Stärken zeigen. Schade nur, dass der im Training auch starke Timo Walke keine Zeit mehr bekommen hat. Allerdings war das Spiel gegen die großen Möhringer nicht dazu geeignet, seine Stärken auszuspielen. Ohne zu murren aber saß er auf der Bank und feuerte seine Kollegen auf dem Feld an. Auch das ist Teamgeist, und auch das gilt es lobend zu erwähnen, wenn man von einer Teamleistung spricht.
Trivia des Spiels: nach dem Sieg setzten die Aichwalder sich daran, die „eroberte“ Halle durch Besetzung des Mittelkreises zu markieren. Typisches Rüdenverhalten und tiefenpsychologisch mit dem Pinkeln an den Laternenpfahl zu vergleichen, aber das eigentlich witzige daran: im direkten Anschluss bemüßigten sich zwei Kangoos (Gramm und Bühner), den Tobias-Maier-Gedächtnismove zu bringen (siehe Spielbericht gegen Heilbronn: das hochrecken des gespannten Bizeps), mit dem besseren Ende für Mucki-Präse Moritz. Frei nach Bauer sucht Frau: der muskulöse Moritz markierte mit machtvollen Muskelspielen.
Und zum Abschluss: mal wieder hat sich der Aufstieg gelohnt, was den Schiedsrichter anbelangt. Das Gespann, diesmal eine Kombination von erfahren und jung, hatte das Spiel im Griff. Der junge Schiedsrichter hätte sich ab und zu mal zu einem Pfiff mehr durchringen dürfen, hier muss noch Selbstbewusstsein wachsen, aber insgesamt nur wenige Fehlentscheidungen und ein souveräner Auftritt des Duos. An die männliche Hälfte des Gespanns noch eine persönliche Note: die Felgen von deinem Cabrio sind ja mal echt Porno, so ganz in Gold. 😉
Bleibt zu hoffen, dass die Serie der Aichwalder weitergeht. Das nächste Spiel geht nämlich gegen Kornwestheim, die zumindest nominell gerade die Liga dominieren. Am 19.11. ist es zuhause in Aichwald so weit, und gerade gegen so starke Gegner wäre es schön, wenn man die entsprechende Kulisse auf den Zuschauerrängen hätte. Also, liebe Fans der Kangoos, am 19. mit Tröte und geölter Stimme in die Halle strömen und Stimmung machen! Save the Date!“
Andreas Bühner